Besuch der „Alten Synagoge Essen“
Besuch der „Alten Synagoge Essen“
Wer kennt schon den Eduard-Körner-Platz in Essen? – Nur wenige! Er ist der Platz, auf dem der Architekt Eduard Körner die Synagoge von 1911 – 1913 für die damalige jüdische Gemeinde in Essen errichtet hat. Dieses sehenswerte Gebäude ist fast jedem Essener zumindest von außen bekannt. Das Innere dieses einzigartigen Kulturdenkmals stand für uns 25 Frauen des TB-Haarzopfs am 30.06.2015 auf dem Programm.
Frau Dammasch vermittelte uns bei einer fachkundigen Führung viele Facetten des Lebens in jüdischen Gemeinden. „Seit je her“, so begann sie ihre Ausführungen, „ist eine Synagoge das Haus der Versammlung, des sozialen und kulturellen Lebens.“ Damit ist sie das Zentrum jeder jüdischen Gemeinde. Diese Aussage bestätigend, beeindruckten uns die Ausstellungen über die große Vielfalt jüdischer Tradition in religiösem Bereich. Frau Dammasch erklärte die Bedeutung des Thoraschreins und der Thorarolle und auch der Feiern der wichtigsten jüdischen Feste.
Die Ausstellung “der Jüdische Way of Life“ zeigt, dass das Judentum mehr als eine Religion, mehr als eine Religionsgemeinschaft ist. Das Informationsblatt der Stadt Essen weist das Judentum als eine allumfassende Lebenskultur aus. Wir erhalten ungewöhnliche Einblicke in jüdische Lebenswelten des Tanzes, der Musik, der Gewohnheiten, der Kleidung, des Internets.
Überrascht waren wir über viele Begriffe in unserem Sprachgebrauch, die aus dem Hebräischen, dem Jüdischen stammen; z.B. baldowern, Tacheles reden, Reibach, Masel, Maloche, Tinnef, Ganove.
Besonders interessant für uns waren Frau Dammaschs Ausführungen über den jüdischen Sport in der Zeit der Weimarer Republik und danach. Trotz rechtlicher Gleichstellung gab es große Feindschaften gegenüber Juden. Schaubilder, Fotografien, Texte und Trikots mit jüdischen Turnvereinsemblemen machten uns betroffen, war nämlich der jüdischen Bevölkerung damals der Zutritt zu Sportvereinen verwehrt. Es wurden spezielle eigene jüdische Sportvereine gegründet. Da es keinen jüdischen Staat gab, konnten die Juden, wenn die Länder in denen sie lebten, es nicht zuließen, nicht an den Olympischen Spielen teilnehmen. Diese Juden hatten deshalb ihre eigene Olympiade, die Makkabiade, die noch heute alle 4 Jahre für alle jüdischen Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt stattfindet.
Wir hatten viele Fragen und Frau Dammasch beantwortete alle. Die Zeit mit 1,5 Stunden war schnell vorbei und viele meinten „Da gehe ich noch mal alleine hin.“ Ein gutes Resümee.
Hella Hinsel, Seniorenbeauftragte
Fotos: Renate Kremer